Ulrike, 26 Jahre aus der Nähe von Berlin. Hat nach dem Abi ein Jahr gearbeitet, dann die Erzieherausbildung gemacht und sich im Anschluss entschieden Au Pair in London zu sein.
Ihr Abenteuer war am Anfang nicht ganz einfach. Zwei Familienwechsel liegen hinter ihr, aber nun ist sie glücklich in Gastfamilie Nr. 3.
Familie 1 in Teddington/ London: 3 Jungs im Alter von 10, 13 und 15. Der 15 jährige war schwer autistisch, es wurde im Profil gesagt, er sei leicht autistisch und der 13 jährige mochte Ulrike nicht. Alleinerziehender Vater. Deutsche Familie. Ulrike blieb 8 Monate. 11 Monate waren geplant.
Familie 2 in Wimbledon/ London: Junge 8 Jahre, Mädchen (Zwillinge) 7 Jahre. 1 Woche vor Arbeitsbeginn bekam Ulrike einen Anruf von ihrer neuen Gastmutter: “Mein Mann ist ausgezogen, wir sind getrennt. Willst du trotzdem noch für uns arbeiten?”. Ulrike sagte ja, hatte aber keine einfache Zeit mit der Familie. 4 Monate blieb sie, dann sagte ihr die Mutter sie solle ausziehen.
Familie 3 in Nord-London seit September 2015: Zwillinge im Alter von 2 Jahren, ein 4 jähriger Junge. Ulrike hat vor bis Ende 2016 Au Pair/ Nanny in dieser Familie zu sein und dann als Live-Out Nanny oder Erzieherin in London zu arbeiten.
Wie bist du auf die Idee gekommen Au Pair zu werden?
Als Teenager habe ich da mal etwas im Fernsehen gesehen, dass war zum Thema Au Pair USA. Mit 17 habe ich dann gesagt: “Ich will Au Pair machen.” Ich habe mich dann bei einer der Agenturen beworben, wurde aber abgelehnt. Als ich die Absage bekommen habe war es Sommer, ich war gerade mit der Schule fertig und hatte Druck direkt etwas anderes zu finden. Ich wollte mich dann auch nicht nochmal bei einer neuen Agentur bewerben. Deshalb habe ich ein Praktikum angefangen und nebenbei gearbeitet bis ich die Erzieherausbildung beginnen konnte.
Den Traum Au Pair zu sein habe ich aber nie aufgegeben und mich dann nach der Ausbildung entschieden nach England zu gehen. Ich kann mir auch vorstellen noch Au Pair in einem weiteren Land zu sein.
Wie hast du deine erste Gastfamilie gefunden?
Über Au Pair World.
Als ich dann hier in England war, habe ich mich bei “Hampstead Au Pair Agency” registriert und über die habe ich dann die anderen beiden Familien gefunden.
Was würdest du anders machen, wenn du jetzt nochmal neu starten würdest?
Ich würde nicht über Au Pair World gehen, weil man da nur mit der Familie skypt und dann fliegt man rüber. Da ist es Glück, ob es mit der Familie passt oder nicht. Man kann die Person über Skype einfach nicht einschätzen.
Über meine neue Agentur habe ich Interviews vor Ort zugewiesen bekommen. Das ist einfach etwas komplett anderes, wenn man die Familie persönlich kennenlernen kann. Da bekommt man einen viel besseren Einblick.
Ich würde in jedem Fall empfehlen sich zu überlegen was für eine Altersgruppe einem liegt. In meiner ersten Familie habe ich Teenager betreut und dann gemerkt, dass das nichts für mich ist. Manchmal muss man das aber auch erst für sich herausfinden, wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat.
Außerdem habe ich gelernt, dass es besonders wichtig ist, am Anfang zu den Kindern streng zu sein. Das habe ich nämlich bei der ersten Familie verpasst und dann haben die mir auf der Nase rumgetanzt. Das habe ich wirklich bereut, das ich am Anfang nicht streng genug war.
Was sind die Top Dinge, die du bis jetzt aus deiner Au Pair Zeit gelernt hast?
- Gehe niemals in eine Familie, die deine Muttersprache spricht. Den Fehler habe ich nämlich mit meiner ersten Familie gemacht.
- Man sollte von Anfang an versuchen einen Freundeskreis aufzubauen und nicht damit warten. Mit denen kann man dann rausgehen und alles machen was London so zu bieten hat.
- Man sollte sich schon in der Au Pair Zeit gut überlegen, was man danach machen will.
- Man sollte immer darauf achten, dass man sich etwas Geld zur Seite legt. Es kann nämlich sein, dass die Familie mal zwischendurch in den Urlaub fährt und dann wäre es schade wenn man nichts machen kann, weil man kein Geld hat.
- Man sollte nicht in einer Familie bleiben, in der man sich nicht wohl fühlt. Ich habe diesen Fehler gemacht. In der ersten Familie habe ich mich nicht wohl gefühlt, bin aber trotzdem 8 Monate geblieben.
- Man sollte von vornherein die Bezahlung abklären und auch festlegen, was man bekommt, wenn man mehr Stunden arbeitet. Viele Au Pairs machen im laufe ihrer Zeit mehr Stunden, bekommen aber nicht mehr Geld und trauen sich nicht etwas zu sagen. Deshalb ist es am besten diese Dinge am Anfang des Jahres zu besprechen. Aber auch wenn man dies nicht gemacht hat, sollte man in der Situation nicht zu schüchtern sein anzusprechen, das einem mehr Geld zusteht, wenn man mehr arbeitet.
Was war bis jetzt dein schönstes Au Pair Erlebnis?
In meiner Freizeit: als meine Geschwister mich für 10 Tage letzten Sommer besucht haben. Wir sind im Hard Rock Cafe essen gegangen, waren im London Eye, “The Shard” usw.. Dann hat meine beste Freundin mich auch noch besucht.
Mit meiner jetzigen Gastfamilie: das meine Gastkinder mir zeigen, dass sie mich gern haben indem sie mich umarmen. Meine Gasteltern haben mir gesagt: “Die Mädels mögen dich, du bist akzeptiert”. Das ist ein total schönes Gefühl.
Was ich auch ganz lieb fand: meine Gastmutter hat mir eine Tasse geschenkt, wo draufsteht: “Treat me like a princess.”
Hattest du mit Heimweh zu tun?
Nein. Ich vermisse meine Freunde, aber ich weiss, ich will nicht jetzt nach Berlin zurück und auch nicht nächstes Jahr.
Kulturschock?
Das Recycling System ;). Die Briten trinken meiner Meinung nach zuviel Alkohol und die Mädchen sind zu leicht bekleidet und zu stark geschminkt, wenn sie abends weggehen.
Ich hätte außerdem nicht gedacht, dass es hier so stark aufs Geld ankommt. So viele Designer-Handtaschen wie in London habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.
Würdest du empfehlen einen Sprachkurs zu machen?
Wenn du denkst, dass dieser dir helfen wird, dann ja. Kläre auch ab, ob deine Gastfamilie dich da finanziell unterstützt. Ich persönlich bin nicht gerne zum Sprachkurs gegangen. Ich hätte mich auch gar nicht angemeldet, aber meine erste Gastfamilie hat darauf bestanden. Ich war am Kingston College.
Aber generell würde ich den Sprachkurs schon empfehlen. Aber vor allem solltest du dir eine komplett englisch-sprachige Familie suchen.
Was empfindest du als schwierig im Au Pair job?
Wenn die Eltern sich streiten und man bekommt das mit. Generell alles was so mit Streit und Stress zu tun hat. Auch wenn Kinder sich streiten, hauen etc.
Denkst du man sollte Weihnachten nach Hause fahren?
Ich würde Weihnachten gerne mal hier feiern. Ich bin letztes Jahr nach Hause geflogen, weil meine Gastfamilie mein Zimmer brauchte, aber ansonsten wäre ich hiergeblieben.
Generell würde ich sagen, wenn man die Chance hat hier zu feiern, dann sollte man diese auch wahrnehmen.
Top Tipp für angehende Au Pairs.
Es wäre gut, wenn man die Familie vorher persönlich kennenlernt.
Würdest du ein Au Pair Jahr empfehlen?
Ja, definitiv. Egal ob es 3,6 oder 12 Monate sind. Du lernst die Sprache, du machst viele neue Erfahrungen, du hast die Chance erwachsener und reifer zu werden, etwas für dich zu lernen und generell selbstständiger zu werden.
Wenn du auch Au Pair bist, dann werde mein Interviewgast! Schreibe mir einfach eine Nachricht über “Kontakt”. Ich freue mich auf dich!